Wer bestimmt, was auf unsere Teller kommt
Die biologische Vielfalt nimmt leider immer weiter drastisch ab. Betroffen ist dabei nicht nur die Artenvielfalt im Tierreich oder die wilder Pflanzen – leider auch die unserer Kulturpflanzen, was vielen Menschen nicht bewusst ist. Wenige Sorten dominieren den landwirtschaftlichen Anbau, viele alte Sorten sind mittlerweile unwiederbringlich verloren gegangen. Gleichzeitig verringert sich die Zahl der Züchter, wenige große Anbieter beherrschen mittlerweile den Markt und lassen sich ihre Züchtungen patentieren. Wir Gemüsebauern geraten in Abhängigkeit und uns allen wird von wenigen vorgeschrieben, was auf unsere Teller kommt. Also setzen wir gerne unsere Manpower ein und machen uns für einen freien Zugang und Sortenvielfalt stark. Eine wichtige Möglichkeit ist, Biosaatgut- und Pflanzenzüchter bei Feldversuchen zu unterstützen.

Wir engagieren uns
Wir nehmen regelmäßig bei Saatgut-Praxistests teil. Klar, erstmal bedeutet es viel Arbeit und eine Menge Dokumentationsarbeit für uns, aber wir möchten dadurch einen Beitrag zu einer Pflanzenvielfalt im biologischen Gemüsebau leisten. Das Projekt „Mit vereinten Gärten“ der Sativa Rheinau AG in Zusammenarbeit mit der Stiftung ProSpeciaRara, wählt hierfür einen offenen und gemeinschaftlichen Weg, den wir gerne unterstützen.

Worum geht´s: Gemeiner Mehltau
Mehltau auf dem Acker ist zwar wirklich gemein, heißt aber eigentlich fachlich korrekt „Falscher Mehltau“. Falscher Mehltau ist ein Schlechtwetter-Pilz, der kühl-feuchte Bedingungen mag. Er befällt die Unterseite des Blattes, was durch einen weißen Belag und gelbliche Flecken sichtbar wird. Hat sich der Pilz einmal eingenistet, richtet er verheerende Schäden an. Besonders für uns Bio-Bauern ist der Mehltau eine große Gefahr, da wir keine chemischen Pflanzschutzmittel einsetzen. Wir sind also auf robuste und möglichst resistente Salatsorten angewiesen, um die Gefahr von Ernteausfällen zu minimieren.
Und so funktioniert´s:
Wir erinnern uns an den Biologie-Unterricht, Gregor Mendel und seine Pflanzenversuche im Klostergarten. Auch für die neue Salatsorten, die wir aktuell testen, wurden in Hinblick auf eine besondere Mehltauwiderstandfähigkeit aus zwei bestehende Sorten (Vater- und Mutterpflanze) gekreuzt. Nach einer Kreuzung sind die Unterschiede zwischen den Nachkommen noch zu groß, so dass über mehrere Anbaujahre hinweg Pflanzen selektiert werden, um die gewünschten Eigenschaften zu stabilisieren. Diese Kreuzungen finden zunächst im Gewächshaus statt. Wir haben nun Saatgut erhalten, um die Kreuzungserfolge im Freiland zu testen. Ausgesät hat das Saatgut unser Jungpflanzenzüchter, die Bioland-Gärtnerei Natterer in Vaihningen-Enz, und uns die zarten Jungpflänzchen zukommen lassen. Jetzt hieß es ab auf den Acker mit den Kleinen. In liebevoller Handarbeit haben wir die Mini-Salate gesetzt… ab jetzt heißt es hegen und pflegen und jeden Tag nach dem Rechten schauen. Protokolliert wird ob, wann und wie stark eine Sorte mit Mehltau befallen ist. Außerdem gehört eine Beurteilung der Anbauwürdigkeit dazu…Wir halten euch auf dem Laufenden, wie es für die kleinen Salate auf unserem Versuchsacker läuft.
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